AM HARDANGERVIDDA 01

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Norwegen

Elisabeth Howey Skulpturen und Kay Zimmermann Fotografie Galerie Hinter dem Rathaus - Wismar 16.02.2011

Ausschnitt aus der Einführung von Joachim Seinfeld

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Auf den ersten Blick könnte man meinen, Kay Zimmermann gehe es um die Schönheit der Natur. Sicher, die den Bildern innewohnende Anmut besticht. Bei einigen Arbeiten stellt sich geradezu eine Friedrich’sche Ehrfurcht ein. So bei dem Bild des Gletschers, vor dem ein kleiner Mensch, rot gewandet, steht, fast eine moderne Version vom Mönch am Meer kombiniert mit dem Eismeer (1823/24). Aber so einfach ist das nicht. Seit Baumgarten, also seit 1750, bis ins 19. Jahrhundert bezeichnete der Begriff Ästhetik vor allem die Lehre der sinnlichen Wahrnehmung, die ein Wissen vom Sinnenhaften anstrebte. Der Begriff wandelte sich jedoch schnell und meinte schon bald mehr und mehr das Schöne und in diesem Sinne ist er auch uns heute noch geläufig. In seiner ursprünglichen Bedeutung aber trifft er genau auf die Arbeiten von Kay Zimmermann zu: es handelt sich um eine visuelle Untersuchung des fotografisch Wahrnehmbaren. Daher geht es bei den Arbeiten von Zimmermann immer auch um Strukturen, um das Erkennen einer Ordnung.

Als fotografisches Reisetagebuch getarnt, jubelt uns der Künstler seine Untersuchungen unter, wobei wir einem ständigen Wechsel zwischen dem Blick aufs Ganze und dem Detail, zwischen Ferne und Nähe beiwohnen. Wir sehen einen Bergrat, über den sich Menschen, klein wie Ameisen, dahin bewegen. Schafe blicken uns an. Wir sehen einen Baum, gekrümmt vom Kampf gegen den ewigen Wind. Hügelketten reihen sich aneinander, soweit das Auge reicht. Schneebedeckte Bergkämme türmen sich vor uns auf. Ein Bergbach stürzt in die Tiefe.

Als ob der Anblick solch heroischer Landschaften, als welche sie Joseph Anton Koch wahrgenommen haben könnte, auf Dauer unerträglich ist, geht der Künstler immer wieder ins Detail. Der Gipfel wird vom Nebel verhüllt, um uns die geradezu erschlagende Größe zu ersparen. Auch hinter dem Gletscher wird die Landschaft verhüllt. Der Blick konzentriert sich auf die Fältelung des Eises, auf seine Struktur.
Ein Birkenwald, der Blick in die Ferne von Bäumen versperrt, im Vordergrund eine Felsformation, mit Moos und Flechten bewachsen. Blumen, Gräser und Mose, dicht an den Boden gedrängt. Unser Augenmerk wird auf einen Bergsee gelenkt. Der Nebel hat sich verzogen, die Berge und der Himmel spiegeln sich in ihm. Ist der Himmel einer Beobachtung wert? Auf jeden Fall! Eine Wolkenformation zieht vor dem unendlichen Blau dahin. Die Strömungsform folgt den Konturen der Berge, die man auf dem Bild jedoch nicht sieht. Zurück auf den Boden. Der Gletscher wird einer näheren Untersuchung unterzogen. Das Farbenspiel des gefrorenen Wassers: ein geradezu neonhaftes Blau. Das Eis schmilzt, stürzt als rauschender Bach zu Tal, sammelt sich am tiefsten Punkt und tost gegen das Gestein. Eine Landschaft, die vom Wasser geprägt wurde und immer noch wird. Zimmermann taucht darin ein, widmet sich den Strudeln, Blasen, Farben des Elementes in seiner unendlichen Bewegung. Unsere Augen finden Trost auf einer Wiese mit Moosen, Flechten und kälteresistenten Blumen: Rot, ein wenig Grün, Braun wie der Rost des im Gestein eingelagerten Eisenerzes, vor allem aber Weiß. Weiß wie die Wolken, das Wasser, wenn es schäumt oder gefroren ist, Weiß wie die verwaschenen Steine.

Was beim Anblick der Bilder bewusst wird, sind die Strukturen. Ob im Großen oder im Kleinen, alles wiederholt sich, immer unterschiedlich und doch immer gleich.
Dabei überkommt uns beim Anblick ein romantisches Gefühl, eine gewisse Melancholie. Wir, die wir doch so gerne einzigartig, großartig sein wollen und sein müssen, fühlen uns angesichts dessen, was hier abgebildet ist, klein und verloren C.D. Friedrich und das Erhabene lassen grüßen.
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www.lichtundsilber.de

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